Die Geschichte eines Lexikons - The history of an encyclopaedia # 3

Foto & Copyright By Beate Knappe
Florence Hervé/Renate Wurms (Hg.)

Das Weiberlexikon
Von Abenteurerin bis Zyklus
5., neu bearbeitete, erweiterte und aktualisierte Auflage
Broschur, Großformat, zahlr. Abbildungen, etwa 530 Seiten
ca. EUR 29,90; SFR 52,20
ISBN 3-89438-333-X

Bei dem Anruf von gestern wurde mir eine eMail zugesagt, die ist nun gekommen und ich finde sie illustriert sehr schön wie Autorinnen glauben mit den kreativen Leistungen anderer Autorinnen umgehen zu können. Mehr ist dazu nicht zu sagen, oder?

Liebe Beate,

Mit etwas Überraschung bekamen wir vom PapyrossaVerlag Deine Honorarrechnung. Du hast uns damals freundlicherweise Deine Fotos zur Verfügung gestellt (es ging auch um mehrfache Verwertung, die Exklusivrechte hatten wir nie) und wir haben bei der Neuauflage das Einverständnis der Mitautorinnen und Fotografinnen vorausgesetzt.
Unser Versehen ist es schon, - und wir möchten uns ausdrücklich bei Dir dafür entschuldigen -, dass wir nicht alle Mitautorinnen (allein 87 ohne die Fotografinnen zu zählen) angeschrieben haben - Es ist überhaupt ein Wunder, dass die aufwändige Überarbeitung des Weiberlexikons von uns noch neben Beruf und Familie bewältigt werden konnte. Das Echo ist übrigens bereits sehr positiv!
Wir haben uns über die Begeisterung und Mitarbeit von namhaften Frauen gefreut - ohne ihre Mitarbeit hätte die Neuauflage nicht erscheinen können.
Die neu angesprochenen, bekannten und unbekannten Fotografinnen und Künstlerinnen haben uns auch dankenswerterweise ihre Bilder zur Verfügung gestellt, freuen sich auch im Weiberlexikon vertreten zu sein.

Kurz und gut: Wir möchten Dich um Nachsicht bitten und schlagen Folgendes
vor:
  • Wenn es Dein Wunsch ist, werden wir selbstverständlich alle Deine Bilder bei der nächsten Auflage aus dem Buch entfernen - wir bitten um eine Mitteilung von Dir dazu. Wenn Du weiterhin im Buch vertreten sein möchtest, dann werden wir natürlich die Quellenangabe bei den Seiten 55 und 454 berichtigen.
  • Wir bitten den Verlag, Dir ein Honorar für die Fotografie zu überweisen, die er als Eigenwerbung verwendet.
  • Du erhältst 10 Weiberlexika in Wert von 300 €, sozusagen als Entschädigung.
Wir würden uns freuen, wenn Du Dich damit einverstanden erklären könntest.

Beste Grüße,
............

Hier nun meine Antwort:

Liebe .....,
mit Erstaunen nehme ich zur Kenntnis, dass Du der Meinung bist, meine Honorarrechnung mit der Überlassung von 10 Exemplaren des Lexikons begleichen zu können. Ich bin jedoch keine Buchhandlung und habe daher keine Verwendung für diese Menge an Büchern.

1985 ist das erste Weiberlexikon erschienen, und dazu hast du mich um eine Fotoauswahl gebeten, ich bin Fotografin, und so eine Aufforderung war und ist daher absolut normal. Da Du freiberufliche Autorin/Journalistin bist war dir bewusst, dass, wenn diese Fotos genutzt werden, also abgedruckt würden, für diese Nutzung ein Honorar fällig ist. Und zwar bei jeder Nutzung.
Das "Weiberlexikon" ist seit 1985 bis heute in 4 verschiedenen Variationen erschienen. Du bist eine der Autorinnen, und ich dachte bisher, Autorin sei Dein Beruf, darum verstehe ich nicht ganz was du mit diesem Satz sagen willst: "Es ist überhaupt ein Wunder, dass die aufwändige Überarbeitung des Weiberlexikons von uns noch neben Beruf und Familie bewältigt werden konnte.“ Nun ja, das spielt auch nicht wirklich eine Rolle! Der Verlag ist der Adressat meiner Rechnung, die selbstverständlich so bestehen bleibt und ich hoffe sehr, das sie fristgerecht bezahlt wird.
Selbstverständlich muss auch jede zukünftige Nutzung meiner Fotografien honoriert werden und es wäre angemessen, wenn ich vor der Nutzung darüber informiert würde, wahlweise kannst du mir auch die Fotografien, die sich bei Dir befinden, zurückgeben.
Mit freundlichen Grüßen
Beate Knappe
Kopie dieser eMail geht an den Verlag

Kommentare

Anonym hat gesagt…
Unglaublich, oder?

Ich habe mit Anfang 30 beim DGB Computerkurse für Mädchen und junge Frauen gegeben, in einer Jugendbildungsstätte. Es war Usus, dass die Honorare in eine Kasse gezahlt wurden, damit wurden dann Extraausgaben für die Kurse bezahlt. Kein männlicher Kursleiter tat dies. Nur die Frauen. Ich kam zu der Gruppe neu hinzu und meinte, nein, meine Lieben, wenn ich mein Fachwissen zur Verfügung stelle, dann will ich dafür bezahlt werden. Ein Raunen ging durch die anderen Kursleiterinnen, nicht negativ, positiv! Recht hast du, sagten sie mir, wir wollen für das, was wir leisten, bezahlt werden. Fortan wurden also alle Frauenkursleiterinnen bezahlt. Jahrelang lebte diese patriarchale Institution davon, dass die Frauen gaben und die Männer nahmen.

Richtig, dass Du Dein Honorar anforderst. Kein Mensch arbeitet umsonst und gerade links- und frauenorientierte Verbände müssten genau dies doch wissen.

Und nicht nur akzeptieren, sondern auch fördern.

Wurde nicht jahrelang die unbezahlte Hausfrauenarbeit angeprangert? Gibt es ein Weiberlexikon nicht gerade wegen der Unterdrückung der Frau? Und dann eine Fotografin für ihre Arbeit nicht bezahlen wollen?

Das ist ja der blanke Hohn!!

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