Yeepie

Gefühle, Emotionen bestimmen unser Sein.
Was wären wir auch ohne sie- nur eine biologische Maschine.

Wenn ich von Depression spreche, dann spreche ich nicht von dem Gefühl der Niedergeschlagenheit, das uns alle mal heimsucht, nein, ich stehe immer unter dem Damoklesschwert einer rezidivierenden Depression, bei der es immer wieder zu „depressiven Episoden“ kommen kann. Das ist so, weil, die Neurotransmitter durch die vorausgegangenen Depressionen gestört sind und somit leicht eine erneute präformierte Neurotransmitter-Entgleisung angestoßen werden kann. Hört sich irgendwie nach Autoreparatur an – oder?

Egal – es ist wie es ist.

Ich habe beschrieben, dass ich in eine Depression abgleite. Es war als wenn ich mich dabei beobachten würde, wie ich untergehe, obwohl ich schwimmen kann - ein eigenartiges Gefühl. Und, da ich nun schon mal bei den Wassermetaphern bin, noch ein, die auch dazu passt. Es heißt, erst, wenn du unten angekommen bist, den Boden erreicht hast, kannst du dich wieder abstoßen, um an die Oberfläche zu kommen.
So habe ich mich gefühlt, als wenn ich den Boden lange noch nicht erreicht habe.


In der Psychoanalyse gilt die Depression als eine gegen sich selbst gerichtete Aggressivität, deren Ursache u.a. Überforderung ist.
Ich denke, bei mir kamen viele Faktoren zusammen und letztendlich war es der Datenverlust, der Verlust aller meiner Fotos aus den letzen Monaten der diese Depression verstärkt hat, denn es ist ein Stück von mir, was ich da verloren habe, da ich mich mit meiner Arbeit sehr identifiziere.

So ein Supergau – und das ist es für mich - ist, als wenn etwas in mir implodieren würde. Ich hätte schreiend im Kreis laufen müssen, wie Klageweiber aufheulen, doch, da ich zivilisiert bin, ist mir nur schlecht geworden und dann bin ich zur Tagesordnung übergegangen. Was kann ich auch anderes machen, als mich damit abfinden, das die Daten, die Fotos weg sind?


So ein Supergau hat auch was Selbstzerstörendes und mir wird immer klarer, warum ich in diese Depression glitt – ich hatte mich selber mal wieder total überfordert. Anstatt zu schreien, zu heulen oder aktiv zu trauern, habe ich mich zivilisiert benommen. Doch, wer hätte mich da nicht für total bescheuert erklärt, wenn ich um den Verlust meiner Daten geweint/aktiv getrauert hätte? Was mir eigentlich hätte total egal sein sollen.


Doch was im Moment zählt ist: ES GEHT MIR WIEDER GUT.
Wie das gekommen ist?


Da ich weiß, wie heilsam es für mich sein kann mir Filme anzusehen, tat ich dies in den letzten Tagen. Filme sind immer auch Ausdruck von Emotionen und es kann mir offensichtlich helfen, Zugang zu meinen eigenen Emotionen zu bekommen.

Der Film „Blood Diamond“ hat mich nun so geärgert, dass ich damit eine Möglichkeit hatte meine Wut im Außen auszudrücken. Dazu zu stehen, dass ich diesen Film nicht gut finde, dies auszudrücken war wie ein Leck in einen geschlossenen Kessel unter Überdruck zu schlagen, der Druck konnte entweichen und mein Sinkflug ist beendet. So einfach ist das.

Kommentare

Sandra hat gesagt…
Ich hätte dich nicht für bescheuert gehalten im Gegenteil. Sondern dir Kissen zum rumschlagen und anschließend Taschentücher gereicht... dann einen Schreibblock und Filzstifte... um aufzuschreiben, was da alles verloren gegangen ist... und vielleicht Skizzen, wie die Fotos aussahen zu zeichnen, kann sie nicht wiederbringen, aber es macht deutlich wie wichtig sie waren/sind... Ich finde es so wichtig Verluste zu betrauern, Wut zu spüren und angemessen (niemanden verletzen, nichts wichtiges zerstören) rauszulassen.
Und unsere Emotionen zeigen deutlich was zu betrauern ist - und nicht der vermeintlich vernünftige Verstand!

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