Gedanken

Heute regnet es hier auf Ameland und es ist kalt und ungemütlich, wir haben keine Lust  raus zu gehen und die Mädels schlafen.
Gestern habe ich bei einer Autorin, die ich grundsätzlich wg. ihres provokanten Stils sehr schätze, etwas gelesen, das mich nun nicht mehr los lässt. Darum muss ich hier darüber schreiben.
Zitat:

Erfolg als Fotografin: Fünf ermutigende Ratschläge anlässlich des Weltfrauentages



Wenn Sie groß rauskommen wollen, müssen Sie Ihre Energie auf die Bereiche konzentrieren, zu denen Sie einen Bezug herstellen können, die aber auch ein gewisses Maß an Einkommen versprechen ... Gar keine gute Idee ist, für Privatkunden zu arbeiten (Hochzeitsfotos ausgenommen). Es hat Gründe, warum nahezu alle Fotostudios, die genau das angeboten haben, insolvent sind. Leuten das anzubieten, was sie leicht und kostenlos selbst herstellen können, ist keine sinnvolle Geschäftsidee. Natürlich wären Ihre Fotos schöner, aber finden Sie mal jemandem, der das auch so sieht und dem das 500 oder 1.000 Euro wert ist! ....

Tja, und nun?
 Ich habe mich entschieden für den Privatkunden zu arbeiten und KEINE Hochzeitsfotos zu machen. Dies nicht weil ich Hochzeiten blöd finde, nein ganz und garnicht, und im Studio fotografiere ich gerne Paare an ihrem Hochzeitstag, doch ich möchte keine Hochzeitsreportagen machen. 

Nicht,  dass ihr mich falsch versteht, ich finde soetwas toll. Und ich finde immer wieder tolle KollegInnen, die das auch ganz besonders gut können. 
Ich habe ja nun viele Jahre lang Reportagen fotografiert und könnte mich auch in dieses Thema einarbeiten, keine Frage, doch ich werde in diesem Jahr 63 Jahre alt. Ok, Cromme ist 70 und Mehdorn auch und beide arbeiten noch. Ich will auch mindestens noch 10 Jahre arbeiten, doch bitte so, das ich es auch schaffe. Und ich befürchte, dass ich im Laufe der kommenden Jahre vielleicht doch etwas ruhigere Arbeitssituationen vorziehen werde, ihr versteht sicher wie ich das meine.

Ich arbeite wirklich gerne und ich liebe es zu fotografieren. Ich kann gut mit Menschen umgehen, mit Kindern und Hunden auch. Also, ich bin eigentlich genau richtig da wo ich bin. Doch das mit dem Umsatz ist eben nicht so, das ich zufrieden sein könnte. Ok, er steigt an, von Jahr zu Jahr, das ist positiv, doch meine festen Kosten sind nicht wenig und ich habe keinen mitverdienenden Ehemann, also muss ich von dem leben, was ich verdiene und, das geht im Moment eben noch nicht . Darum mache ich mir diese Gedanken und schreibe hier. Ich musste unterbrechen, da ich unser Mittagessen machen musste. Es gab Bratkartoffeln und einen süßen Apfel Auflauf als Nachtisch - Beides war unsagbar köstlich. Meine Schwester hat es mit zwei Koch Mützen honoriert. Jetzt räumte sie die Küche auf, wie ich das genieße.

Ich nenne mich Beate Knapper Fine Art photography. In Deutsch bedeutet das Kunst Fotografie. Ich behaupte nicht dass meine Fotografie Kunst ist , sondern es beschreibt den Anspruch, den ich an meine eigene Arbeit habe. Ja , ich habe einen hohen Anspruch an die Qualität meiner Arbeit. Und diesen möchte ich auch beibehalten.
Ich sehe mir selbstverständlich regelmäßig die Seiten von Mitbewerbern an. Benenne für mich die Unterschiede in unserer Arbeit. Es gibt wenige , die wie ich ausschließlich in schwarz-weiß arbeiten. Und es gibt ebenso weniger , die einen eigenen Stil entwickelt haben. Ich finde jedoch, das ist das wichtigste und da ist Frau Mettner, die Frau um deren Artikel es hier geht, der gleichen Meinung.

Ich glaube, ich habe meinen eigenen Stil gefunden und der Purismus in meiner Schwarzweiß Fotografie ist sehr zeitlos aber nicht unmodern. Doch, wenn ich mir ansehen was angeblich modern ist ,graust es mich in der Regel.
Ich finde bei einem Portrait kommt es auf die Person vor der Kamera an, auf ihre Gesten und ihren Gesichtsausdruck. Ich will Gefühle sichtbar machen, mit meinen Portraits.
Gegenstände in den Fotos sollten immer eine Bedeutung haben, und sei's aus gestalterischer Sicht . Ich mache keine Babys zu Style Ikonen. Oder fotografiere sie in Positionen,die sicherlich nicht gut für sie sind. Auch Neugeborene sind für mich Persönlichkeiten.
Ich könnte jetzt hier noch lange weiterschreiben und schreiben doch mit den technischen Möglichkeiten, die mir hier im Urlaub zur Verfügung stehen,ist das mehr als anstrengend.

Kommentare

Samate hat gesagt…
Also, ich finde, das was die Frau schreibt, ist richtig, trifft aber auf Dich nicht zu. Normale Fotostudios, das ist wohl wahr aber wie der Mann in dem Fernsehbeitrag schon sagte, Du bist eine Kunstfotografin, und das ist was ganz anderes. Also. Lese, zur Kenntnis nehmen, weglegen, weitermachen...
Lebenskünstler hat gesagt…
Liebe Beate,
Ich finde schon, dass das Kunst ist, was du machst. Du bist kreativ, hast deinen Stil, bist einfühlsam und nachdem ich dich persönlich kennengelernt habe, weiß ich, wie gut du Menschen sehen kannst - nicht nur mit den Augen, auch mit dem Herzen. Bei dir kommen zwei wichtige Dinge zusammen: Kunst und soziale Kompetenz. Beides wird in unserer Gesellschaft nicht wirklich wertgeschätzt, zumindest nicht finanziell. Deine Fotos leben davon, wie du die Beziehung zu deinen Kunden aufbaust und sie in deinen Bildern zum Ausdruck bringst. Das spannende ist doch, dass du etwas sehen kannst, was deine Kundin oder dein Kunde vielleicht selbst nie gedacht hat, dass es in ihr/ihm steckt.
Ich denke sehr oft an dich und an unsere Begegnung. Du bist vielleicht die Einzige, von der ich mich fotografieren lassen würde - wenn wir nicht so weit auseinander wären. .. Ich behalte es im Auge :-) Herzlich!!! Petra - und schönen Urlaub noch!

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