Guten Morgen...

.. hier in Düsseldorf scheint die Sonne und ich kann nur hoffen, dass letzte Eis schmilzt nun hinweg und ich kann bei der nächsten Hunderunde wieder normal und, ohne die Gefahr zu rutschen spazieren gehen - was ich mir sehr wünsche.
Ach, das waren 2 schöne Tage mit Sarah, gemütlich und ruhig und das Essen wunderbar köstlich. Die Hundinen haben es auch sehr genossen. Sie denken ja Sarah gehört zum Rudel und ist nur hin und wieder abwesend.
Sie wurden auch reich beschenkt - was Jeannie rund und feist und mir so langsam Sorgen macht. Sarah meinte ja, sie hätte ein wenig abgenommen, doch ich sehe das leider nicht. Es geht beiden sehr gut, ist mein Eindruck und sie haben es genossen mit uns zusammen zu kuscheln, wir auch. Heute Morgen haben sie mich sogar recht lange schlafen lassen - nett, oder?
Ich habe mir gerade mein erstes iTunesgeschenk geladen, es ist ein Musikvides der Fantastischen Vier "Spiesser".
Das hat mich nachdenklich gemacht, was ist noch mal genau ein Spiesser? Wie war das noch - in der Werbung verkündet ein kleines Mädchen seinem langhaarigen Vater: „Papa, wenn ich groß bin, will ich auch Spießer werden.“ OK, da ging es wohl ums Bausparen, wenn ich mich recht erinnere, oder? Es gibt einen Schriftsteller mit diesem Namen und eine JugendZeitschrift, doch gemeint sind wohl Personen, die sich durch geistige Unbeweglichkeit, ausgeprägte Konformität mit gesellschaftlichen Normen, Abneigung gegen Veränderungen der gewohnten Lebensumgebung und ein starkes Bedürfnis nach sozialer Sicherheit hervortun.
Das bin ich alles nicht - gut.
Bei Wikipedia erfahre ich, dass der Begriff aus dem Mittelalter stammt und die in der Stadt wohnenden Waffen tragenden Bürger meinte, die ihre Heimatstadt mit dem Spieß als Waffe verteidigen konnten. Dazu im Gegensatz gab es die in der Vorstadt wohnenden Pfahlbürger. Später wurden eher ärmere Bürger so benannt, die nur mit einem Spieß bewaffnet bei den städtischen Fußtruppen Dienst taten.
Mit Beginn des 20. Jahrhunderts kommt die Kurzform Spießer und das Adjektiv spießig auf, die anfangs als Kampfbegriff adliger Kreise gegenüber dem Bürgertum, später meist fortschrittsorientierter und politisch linker Gruppierungen gegen die gesellschaftlichen Führungseliten (das sog. „Establishment“) verwendet wird.
Da gibt es auch den 1930 erschienenen Roman von Ödön von Horváth "Der ewige Spießer". Darin charakterisiert er einen Spießer als einen "hypochondrischen Egoist, der danach trachtet, sich überall feige anzupassen und jede neue Idee zu verfälschen, indem er sie sich aneignet." Der Spießer reist in der Welt herum und sieht doch nur sich selbst. Was gut und böse ist, weiß er, ohne nachzudenken.
Kommt mir bekannt vor!!! Die beliebtesten Worte eines Spießers sind "aber trotzdem", lese ich. Ein Spiesser hat einen engen, begrenzten geistigen Horizont, der der Kleinheit seiner Lebensverhältnisse entspricht. Spießer wenden sich bewußt ab von allen Fragen, die ihren Horizont überschreiten. Sie haben nie Zivilcourage und plappern dafür immer die Klischeemeinungen nach, die jeweils "in" sind, und verhalten sich auch sonst im Rahmen der üblichen Klischees, selbst wenn dies im Einzelfall äußerst unvorteilhaft für sie ist.
Wenn sie einen anderen Menschen verurteilen, tun sie das mit der Selbstsicherheit der Menschen, die sich stets absolut sicher sind, daß sie selbst nie in die Lage dessen kommen, den sie verurteilen. Spießer wollen nicht wahrhaben, daß in ihnen selbst möglicherweise genau dieselben Boshaftigkeiten stecken wie in denjenigen Menschen, die sie verurteilen, nur, daß ihnen selbst der Mut oder die Gelegenheit fehlt, auch diese Boshaftigkeiten in die Tat umzusetzen, sie sind also voller negativer Projektionen.
Die Literatur des 19. Jahrhunderts scheint zwei Kategorien von Spießern zu kennen. Charles Dickens schildert den gutmütigen Spießer, gemeint sind Menschen, die einer oberflächlichen Geselligkeit frönen und sich zudem gerne in Vereinen aufhalten. Harmlose Scherze und eine Art familiäres Treiben herrschen vor. Die bösartigen Varianten von Spießern tauchen bei Honoré de Balzac in seinem Roman "Die Kleinbürger" auf. Gehässigkeit, Klatschsucht, Verleumdung und Verrat, Dünkel, Besserwisserei und Aufgeblasenheit herrschen. Der Untertan in Heinrich Manns gleichnamigen Roman von 1914 ist ein autoritätshöriger Opportunist, Mitläufer und Konformist. Vieles daran erinnert an Adornos „Autoritäre Persönlichkeit“. Damit ist ein typisches Muster (Syndrom) von Einstellungen und Persönlichkeitseigenschaften gemeint, die ein Potential für antidemokratische und faschistische Einstellungen und Verhaltensweisen bilden.
Nun ja, wir wissen was damit gemeint ist.
Bodo Mrozek, SPIEGEL-ONLINE-Kolumnist, schreibt: "Älter werden heißt Spießer werden. Besitzen Sie ein Weinlexikon? Hören Sie "Best-of"-Alben? Kaufen Sie Coffee-Table-Books und sammeln Sie Antiquitäten? Dann könnte es sein, dass Sie ein Spießer sind.
Ok, dann gibt es da noch ein Buch, in dem wird behauptet, wenn wir älter werden, werden wir spießig - dann bin ich in Gefahr, denkt nur an den Kreativitätsschub, in dem ich unbedingt Coaster nähen musste.
Das bringt mich zu der Frage: Wann fühlen wir uns eigentlich alt oder zumindest älter?
Ich kann nicht mehr bis sechs Uhr morgens durchfeiern, ohne zwei Tage danach noch zu leiden! Angeblich durchlaufen wir heute wohl mehrere Pubertäten: mit 25 Jahren, mit 35, mit 45 - stimmt das? Oder das, wir dann alt sind, wenn immer öfter der Vernunft- über den Spaßfaktor siegt?
Alternativ zu sein hießt doch mal, in einer Zeit verwirrend vielfältiger Lebensentwürfe, zu seiner Bürgerlichkeit zu stehen, oder? Wenn ich an Litfastsäulen oder in Stadtmagazinen lese:
„Fasten auf Hiddensee“ - „Rat und Hilfe bei Elektrosmog“ - „Pro und Contra-Impfen-Vortrag“ - die „ökologisch korrekte Riesterrente“ - „Workshop erholsamer Schlaf“ oder das Angebot einer Stadtschamanin „Traumreisen aller Art und Seelenrückholung“, dann frage ich mich, ist das Streben nach gesundem Essen, gutem Leben und gebildeten Kindern schon spiessig, weil es was von "Selbstveredelung" hat? Natürlich ist Yoga besser als RTL2 gucken doch es wird auch schon von "Bionade-Biedermeier" gesprochen. Alles sehr verwirrend für einen einfachen Geist wie den meinen.
Wer hat eine einfache Antwort?

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