Gedanken zur Nacht

Ich hatte gestern ein gutes Gespräch mit einer Freundin.
Sie machte mich auf etwas aufmerksam.
Sie meinte, ich würde davon sprechen, was und wie ich alles für Jeannie organisiere, aber kein Wort darüber verliere, wie es mir dabei geht.
Dann ist mir eingefallen, wie das vor fast 5 Jahren war, als ich da plötzlich einen Welpen im Haus hatte, Negrita, aber keine Ahnung, was zu tun ist. Damals dachte ich: Das schaffe ich nie!!!
Doch, ich habe es geschafft und Negrita ist eine tolle Hündin geworden, so toll, dass ich unbedingt einen zweiten Hund wollte.
Dann war da Jeannie und sie wurde nicht stubenrein.
Und wieder dachte ich: Das schaffe ich nie!! - Doch auch das haben wir geschafft.
Dann, seit Jeannies Unfall, denke ich jeden Tag: Das schaffe ich nie!!!!
Doch nun muss ich mir nur klar machen, dass ich schon anderes geschafft habe und auch das schaffen werde, doch warum ist das nur so schwer?
Warum kann ich nicht an mich glauben?
Vielleicht weil es mich zerreißt, wenn ich sehe, wie Jeannies Tag abläuft und daran denke, wie das vor 3 Wochen gewesen ist?
Natürlich geht es ihr von Tag zu Tag besser, heute sind wir ganz oft draußen gewesen und haben unsere Runden gedreht, doch, wenn ich sehe, dass sie ihren Hinterlauf so gut wie garnicht benutzt dann schmerzt mich das. Ja, es hat den Eindruck, dass meine seelischen Schmerzen im Moment größer sind als die die Jeannie hat. Wobei ich merke, dass da wohl auch Blutergüsse sind, denn, wenn ich sie anfasse um sie zu tragen, tue ich ihr manchmal unbeabsichtigt weh.
Und wie sehr sich Jeannie freut, wenn sie ihre Freunde trifft - das trifft mich mitten ins Herz, denn, ist es für sie nicht so wie im Knast mit regelmäßigen Rundgängen auf dem Hof? Mir kommt es so vor, denn ein selbstbestimmtes Leben ist für Jeannie an der Leine nicht möglich. Toben im Wald oder am Rhein auch nicht.
Heute Abend habe ich Fleischwurststücke in der Wohnung versteckt und meine Hundinen dann suchen lassen- ich hatte den Eindruck ihnen hat das gefallen.
Mein Wohnzimmer ist der Raum meiner Wohnung, den ich so gut wie nie benutze, weil dort ein Sofa steht und Sessel auf die Jeannie nicht springen darf. Heute bin ich alleine dort drin gewesen, weil ich fernsehen wollte und kam mir wie ein Verräterin vor.
Doch, wollte ich nicht endlich mal fühlen wie es mir geht?
Morgen!!

Kommentare

Unknown hat gesagt…
das kenn ich nur zu gut...
selbstzweifel sind ganz niedere gefühle die mir scheint es , direkt aus den untiefen der hölle kommen...und plötzlich wird alles zäh und grau....je älter ich werde, desto weniger tauchen sie auf, aber wenn , dann hehe.....
ganz schlimme sache....
ich reiß mich dann innerlich zurück, und sag : NEEEEEE ! jetzet nich !

das klappt mal mehr ,mal besser....
und alleine fernsehgucken ist besser weil kommt doch arg viel scheiß....werweiß wie sich das auf hundeaugen und ohren auswirkt ( :-)
......
und ein moment für sich ist auch mal wichtig.... !!
ich hab gerade son moment, werd in gedanken an dich eine tasse kaffe aufbrühen und imaginär mit dir kaffeklatsch machen,
nur so, nur für dich.......
Eliane Zimmermann hat gesagt…
ich denke hund und mensch gehören zusammen und deine hündinnen spüren sehr genau, wann es dir gut geht und wann nicht und jeannie wird schon wahrnehmen, dass du etwas für dich brauchst. jedenfalls haben wir bei unseren beiden tieren, hund und katz, die beide aus tödlichen umständen gerettet wurden, das gefühl, dass sie so eine art grunddankbarkeit uns gegenüber haben. natürlich lassen beagles das nur selten durchblicken aber verlass dich einfach drauf, du hast ja mit negrita schon entsprechend schöne erfahrungen gemacht!
Anonym hat gesagt…
Liebe Beate,
zu allerst ein gaaaaaanz dickes Danke für Dein unglaubliches Überraschungspäckchen. Es sind wunderschöne Fotos und ich habe mich nach einem anstrengenden Spätdienst abends um 22:00 Uhr beim Öffnen wie ein kleines Kind gefühlt. Ich hab mich riesig gefreut - aber es hätte not getan. Es macht Spaß, Dir und Jeannie ein wenig zu helfen, einfach mal so.

Was Du da gerade mit Jeannie durchmachst, ist ein sehr natürlicher Vorgang. Wir sehen das bei uns in der Klinik sehr häufig und ich erlebe es selbst mit meinen Eltern. Man macht sich Sorgen um die seinen, denkt überhaupt nicht darüber nach, was man selbst möchte und ist immer in Sorge. Und wenn man doch mal an sich denkt, dann hat man wie Du gestern sofort ein schlechtes Gewissen. Dabei ist das total falsch. Es gibt einen wunderschönen Spruch: "Geh Du vor", sagte die Seele zum Körper, "auf mich hört er nicht." "Ich werde kranke werden", sagte der Körper zur Seele, "dann wird er auf Dich hören."
Da solltest ein kleines bißchen dran denken - und ich auch ;)
Jeannie wird das alles bald vergessen haben und wieder der alte Sausack sein und Du solltest auch ein bißchen mehr an Deine Fähigkeiten glauben, denn Du hast eine ganze Menge davon.

by the way - hast Du eigentlich eine Schleppleine?

Knuddel
Gaby
Manuela hat gesagt…
So ist es nunmal-das Leben hält nicht nur schöne Überraschungen parat,darum sollte man alle schönen Momente genießen. Es war doch auch Glück im Unglück-sie hätte auch tot sein können. Und auch wenn sie nun (im Moment) nicht mehr so toben kann, kann sie doch ein schönes Leben genießen.Auch wenn es nich IDEAL ist-aber wessen Leben ist das schon? Tiere, und auch Menschen, halten viel mehr aus als man so glauben mag. Und so ist es auch mit Dir-es geht nicht darum, das Du glaubst es zu schaffen. Du machst es einfach.
Rostrose hat gesagt…
Liebe Beate, vielelicht ist es bei dir ja so wie bei mir in nicht so rosigen Phasen: Man hat den Eindruck, es ist besser, nicht darüber zu sprechen oder zu schreiben oder nachzudenken, wie es einem gerade geht, weil sich das Gefühl, dass es einem eben NICHT GUT geht, dadurch verstärkt. Solange man den Mantel des Schweigens darüber hüllt, ist es irgendwie nicht da oder nur vage, ein Stück weiter weg, man kann ein bisschen Vogel Strauss spielen und manchmal sogar so tun, als wäre eh alles okay...
Drück dich, Traude

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