Identität


Habe gerade mit einer Freundin telefoniert und ihr berichtet, dass ich mich im Moment so wenig geerdet fühle, richtig verloren fühle ich mich zeitweise. So, als wenn ich nicht in mir wäre. Kannst du mir folgen? Es hört sich wirr an, doch sie hat was Kluges dazu gesagt, was mir, und auch ihr, fehlt, ist die Identifizierung mit dem, was wir im Moment sind.
Wird es klarer?
Also, wir beide sind dabei uns eine freiberufliche Existenz aufzubauen oder diese zu festigen. Wir beide wissen nicht was die Zukunft bringen wird. Auf jeden Fall befindet sich jede von uns in einer neuen, unbekannten Situation. Und da stellt sich unweigerlich die Frage: Wer sind wir? Also:
Wer bin ich?
Also, ich habe da mal was gelesen, weiß aber nicht ob es direkt weiterhelfen könnte:

Die Personale Identität ist eng mit der philosophischen Fragestellung um den menschlichen Geist verbunden und wirft die Frage auf, was unsere Identität ausmacht. Diese Frage ist schwierig, da sie im abstraktesten Sinn eine tiefere Frage nach Identität überhaupt betrifft. Das zentrale Problem der Debatte, die maßgeblich durch Derek Parfit und Sidney Shoemaker geprägt worden ist, lautet: woran machen wir unsere Identität eigentlich fest? – an unserem Gedächtnis? An unserem Bewusstsein? – an etwas Sozialem oder schlicht und ergreifend an unserer Biologie?

Personale Identität ist die subjektive Verarbeitung biographischer Kontinuität bzw. Diskontinuität und ökologischer Konsistenz bzw. Inkonsistenz durch eine Person vor dem Hintergrund einerseits von Selbstansprüchen und andererseits von sozialen Erwartungen: Wörterbuch der Soziologie, Stuttgart 1989, S. 279–281.

Mitunter wird personale Identität als Summe der „Repräsentationen und Beliefs einer Person über ihre Einzigartigkeit als einmaliges Individuum“ definiert. Dabei lässt sich personale Identität nach Lucas Derks auf sechs verschiedene Arten ausdrücken:

  1. synonym, z. B. „Ich bin ich.“
  2. über den eigenen Namen, z. B. „Ich bin Max Mustermann.“
  3. über eine Metapher, z. B. „Ich bin ein Elefant.“
  4. über eine persönliche Eigenschaft, z. B. „Ich bin sportlich.“
  5. über einen Namen für eine soziale Kategorie, z. B. „Ich bin ein Lehrer.“
  6. über eine bewertete Eigenschaft in einer sozialen Kategorie, z. B. „Ich bin ein guter Lehrer.“

Durch diese sechs Arten wird auch ein Spektrum von der individuellen zur sozialen Identität beschrieben, die als die zwei Pole der personalen Identität gelten können.

Unter individueller Identität versteht man die Selbstinterpretation als eigenständiges Individuum. Es handelt sich um einen subjektiven Konstruktionsprozess, „in dem Individuen eine Passung von innerer und äußerer Welt suchen“ und ein „individuelles Rahmenkonzept“ entwickeln, „innerhalb dessen […] Erfahrungen interpretiert“ werden (Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne, Reinbek bei Hamburg 1999, S. 9–12).

Der entscheidende Punkt ist: Woran mache ich meine Identität im Moment fest?

Ich hatte einen Virus und habe immer noch Magenprobleme, bin ich ein Wehleider?

Ich habe 2 Hunde, bin ich asozial?

Ich freue mich an dem Frühling, bin ich naiv?

Ich könnte diese Aufzählung beliebig fortsetzen, ich denke, ihr wisst was ich sagen will. Als Freiberuflerin arbeite ich nicht in einem Büro, bin nicht unter Kollegen - was bisher nie ein Problem für mich war und es auch immer noch nicht wirklich ist, doch irgendwie wäre es manchmal leichter, wenn da noch Andere wären, oder bilde ich mir das ein?

Gut, da sind andere Menschen, mit denen ich meine Waldspaziergänge mache z.B. die sich, so wie ich, an dem Glück unserer Hunde erfreuen können. Da sind meine virtuellen FreundInnen, da sind meine Seminarteilnehmerinnen und Kundinnen, ja da sind jede Menge Anderer. Also, das kann es nicht sein, was ist es denn?

Bin für jede Idee dankbar, die mich weiterbringen könnte.

.-.-.-.-.-.-.-.-.-


Danke Gabi, das war ein toller Tip: Arte zum Thema Identität

Kommentare

pillowtree hat gesagt…
Vielleicht hilft das bei Deinen Gedanken.

http://www.arte.tv/de/suche/2535554.html

Liebe Grüße, Gabi
Melanie hat gesagt…
Liebe Beate,
diese Frage kenne ich nur zu gut. Eine Antwort? Habe ich leider nicht. Ideen? Viele ausprobiert. Oft habe ich das Gefühl ich gehe zwei Schritte vor und genauso viele wieder zurück. Immer auf der Suche, aber wo nach?
Und warum stelle ich mir diese (und andere) Fragen eigentlich immer wieder? Warum gibt es Menschen, die sich diese Frage noch nie gestellt haben?

LG, Melanie.

Beliebte Posts